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22 Jul
22Jul

Letztes Wochenende haben wir eine verletzte Fledermaus gefunden.

Ganz klein. Ganz still.

Meine Jungs waren sofort mittendrin – vorsichtig, fürsorglich, liebevoll.

Sie richteten ihr Lager, legten weiche Tücher dazu, gaben ihr einen Namen. Und für 

einen Moment war da etwas ganz Zartes in der Luft.

So viel Mitgefühl. So viel Herz. Gestern mussten wir sie einschläfern lassen.

Beim Tierarzt. Beide Kinder waren dabei.

Ich wusste schon vorher: Das wird Spuren hinterlassen.


Ben hat auf der Heimfahrt bitterlich geweint.

Nicht, weil wir die Fledermaus verloren hatten – zumindest nicht offiziell.

Er weinte, weil ich gesagt hatte, wir holen doch keinen Döner.

Ein Vorwand.

Aber ich spürte sofort: Da steckt mehr dahinter.

Ein Schmerz, der sich nicht zeigen wollte.

Der lieber tarnt, statt offen zu sein.

Weil’s zu weh tut. Weil’s zu viel ist. Ben hat kein ADHS. Er fühlt fein, tief – aber eher in 

sich gekehrt.

Seine Trauer kommt leise, fast über Umwege.

Aber sie kommt.


Julian hat ADHS.

Seine Reaktion war das komplette Gegenteil.

Er wurde wütend. Laut. Unnahbar.

Hat geflucht, gezofft, sich auf alles gestürzt, was gerade greifbar war.

Und abends dann – Eine Stunde Tränen. Ganz leise. Ganz tief. 

Wenn sein Nervensystem überfordert ist, dann kommt erst der Sturm –

und dann erst das Weinen.

Und das ist okay. Es ist seine Art, Schmerz zu zeigen. Wild. Ungeschützt. Echt.


Und ich? Ich wollte trösten. Reden. Da sein. Aber sie blockten ab.

"Alles gut."

"Ich hab nix."

"Kann ich jetzt was schauen?"Und ich stand da.

Zwischen dem Wunsch, sie zu halten – und der Realität, dass sie mich wegstoßen.


Was ich gelernt habe?

Dass Halten nicht immer bedeutet, zu sprechen.

Dass Kinder ihre Gefühle oft verkleiden,

weil sie sie selbst nicht einordnen können. Und dass mein Job als Mama manchmal 

nicht ist, es zu reparieren.

Sondern auszuhalten.

Mit ihnen. Für sie.

✨ Dasein.

✨ Wieder fragen.

✨ Manchmal schweigen.

✨ Und einfach bleiben.


Manchmal kommt das Gespräch später.

Beim Zähneputzen.

Im Halbschlaf.

Oder gar nicht – aber sie spüren trotzdem:

„Mama ist da. Auch wenn ich gerade nicht kann.“


Ich konnte die kleine Fledermaus nicht retten.

Aber ich konnte meine Kinder halten. Nicht perfekt. Aber ehrlich. Echt.

Und manchmal ist das das Mutigste, was wir tun können.

Nicht retten. Nicht reden.

Sondern einfach bleiben.🖤

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