Er kam heute von der Schule nach Hause – mein "kleiner".
Knatschig. Grantig. Schon beim Schuhe ausziehen war klar:
Die Stimmung ist geladen. Dann kam sie, die Frage der Fragen:
„Was willst du heute essen?“
Ich nannte ihm drei Optionen. Nichts davon passte.
Irgendwann sagte er:
„Dann ess ich halt Ramen.“
Also hab ich ihm grüne Ramen gemacht – die liebt er eigentlich. Aber heute?
„Die schmecken scheiße.“
Wäre ich explodiert. Hätte geschrien. Wäre laut geworden.
Hätte gesagt:
„Dann rutsch mir doch den Buckel runter, ich bin doch nicht dein Hampelmann hier.“
Ich wäre in die Verteidigung gegangen, in die Kränkung, in die Überforderung.
Weil ich dachte, es geht um mich. Um meine Mühe. Um meine Liebe.
Die nicht gewertschätzt wird.
War mein Puls trotzdem kurz oben.
Mein Geduldsfaden kurz vorm Reißen.
Aber ich habe es gemerkt.
Und genau das ist der Moment, in dem Heilung beginnt.
Nicht erst, wenn alles easy läuft.
Sondern wenn ich mich selbst erkenne, während es schwierig wird.
Ich habe tief geatmet.
Mich runtergefahren.
Den Rahmen verändert.
Ben hatte heute einen Ausflug. Ins Maislabyrinth. Bei Regen.
Vielleicht war’s nicht so toll wie gedacht. Vielleicht war er enttäuscht.
Vielleicht mussten sie viel laufen – erschöpft.
Vielleicht hat ihn jemand geärgert – traurig.
Vielleicht war ihm einfach alles zu viel.
Und vielleicht hat er das nicht sagen können.
Vielleicht wusste er selbst nicht, was gerade so schwer ist.
Über das Essen.
„Die schmecken scheiße.“
Aber er meint vielleicht:
„Mama, ich bin kaputt.“
„Mir war das heute alles zu viel.“
„Ich will, dass du’s einfach verstehst,
auch wenn ich’s nicht sagen kann.“
Ich bin geblieben. Ruhiger als früher. Weicher.
Nicht perfekt – aber bewusst. Denn ich weiß heute: Es geht nie nur ums Essen.
Es geht um das, was darunter liegt. Und wenn ich es schaffe, meine eigenen alten
Muster nicht über sein Gefühl zu stülpen, entsteht etwas ganz Neues.
Raum. Verbindung. Vertrauen.
Es ist okay, wenn du kurz gereizt bist.
Es ist okay, wenn du durchatmen musst.
Es ist okay, wenn du Fehler machst.Aber wenn du erkennst, was dich triggert –
und lernst, nicht sofort zu reagieren, sondern zu spüren, was wirklich los ist –
dann bist du genau auf dem richtigen Weg. Nicht, weil du perfekt bist.
Sondern weil du echt bist.
Und weil du da bist – nicht nur als Mama oder Papa, sondern als Mensch. 🤍